Der Linzer Softwarespezialist rockt die Märkte (Börsen-Kurier, 42/2017, 19.10.2017)

19.10.2017 | Austria

Für Hannes Niederhauser, seines Zeichens Vorstandschef des Linzer IT-Spezialisten S&T, hat sich mit der Übernahme des Augsburger Kleincomputerherstellers Kontron in diesem Jahr ein Kreis geschlossen.

Niederhauser war von 1999 bis 2007 Vorstandschef von Kontron. Er brachte das Unternehmen im Juni 2000 an die Börse und steuerte Kontron durch mehrere zyklische Aufschwung- und Abschwungphasen. Nach seinem Abgang begann der Niedergang von Kontron, der sich auch in fallenden Aktienkursen wiederspiegelte.
Ganz anders das Bild bei S&T. Zwischen 2012, dem Jahr als Niederhauser bei S&T das Kommando übernahm, und 2016 schnellte der Umsatz von 339,5 auf 503,7 Mio € und der operative Gewinn von 4,7 auf 18 Mio € nach oben. Ähnlich rasant ist die Kursperformance. Allein in den letzten zwei Jahren hat sich der Aktienkurs verdreifacht. Aktuell notiert der Titel nahe eines neuen Rekordhochs.

Der Kontron-Effekt sorgt bereits 2017 für einen neuen Umsatz- und Ertragsschub. Die Kosten und Abschreibungen für die Restrukturierung wurden bereits in der 2016erBilanz verbucht. Weil keine weiteren Restrukturierungskosten anfallen, soll Kontron bereits 2017 positive Ergebnisbeiträge liefern. Niederhauser setzt darauf, dass sich beide Firmen ergänzen: ,,Kontron ist mit seinen Produkten globaler aufgestellt, S&T hat dafür ein großes Technologie Knowhow in der Software und liefert höhere Margen."

Der Konzernumsatz legte im ersten Halbjahr 2017 um mehr als 90 % auf381,4 Mio € zu. Zugleich kletterte der Konzerngewinn um 40 % auf 9,2 Mio €. Für das Gesamtjahr peilt S&T einen operativen Gewinn auf EBITDA-Basis von über 50 Mio € an. Auf der Umsatzseite will die Gesellschaft 2018 die Milliardenmarke knacken.

Niederhauser und sein Vorstandsteam setzen bei den neuen Produkten und Services ganz auf die Digitalisierung in der Industrieproduktion. S&T steuert hier die eigenen Softwareprogramme und Netzwerkrechner bei. Außerdem setzt auf die Gesellschaft auf die Entwicklungs- und Produktionskapazitäten der taiwanesischen Firma Foxconn und greift auf die breite Kundenbasis von Kontron bei den Kleincomputern zurück. Foxconn, einer der wichtigsten Zulieferer von Apple erwarb durch seine Tochter Ennoconn im Herbst 2016 rund 29 % an S&T, unter anderem 14 % vom Investor Erhard Grossnigg. Für künftige Vertragsabschlüsse sollte sich auszahlen, dass Niederhauser noch gut im Kundenuniversum von Kontron vernetzt ist.

Für den Zeitraum 2016 bis 2018 erwarten die Analystenschätzungen beim bereinigten Konzerngewinn einen Anstieg von 17,5 auf 40,8 Mio €. Angesichts dieser Gewinndynamik relativiert sich das optisch hohe 2018er-KGV von 27 etwas. Langfristig orientierte Anleger können Kursrücksetzer weiter zum Einstieg nutzen.

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